GlanZEITreise 2021

 

6 Materialbilder30 x 30 cm

Steine und Sand aus der Glan

 

1 Glanschlucht

2 Kugelmühle Fürstenbrunn

3 Fürstenbrunner Moos

4 Lehener Wehr

5 Lieferinger Au

6 Salzachmündung

 

Bei meinen Spaziergängen in der Lieferinger Au begleitet mich der Glanbach.

In Lehen oder Maxglan unterwegs, fließt er neben Fuß-, Radwegen und Straßen, zahlreich sind die Stege  und Brücken zum Überqueren. Die Glan prägt das Bild dieser Stadtteile mit. Auf 80 % ihrer Länge fließt sie durch Salzburg, fast so viel wie die Salzach. Bei Starkregen macht der „kleine Bergstrohm Glan“ (Hübner 1792, S. 492) auch heute noch auf sich aufmerksam. Früher war er mit seinen 40 Mäandern der Grund für Überschwemmungen vom Fürstenbrunner und Walser Moor bis in die Lehener und Lieferinger Au.

Er sorgte auch für den Betrieb von Mühlen. Eingriffe durch Vertiefung, Begradigung und Verkürzung (von ca. 18km auf 14 km), Wehre und der Bau eines Hochwasserkanals schufen die Voraussetzung für die Ausbreitung der Stadt im Westen und Norden. Die Glan ist Teil einer vom Menschen kulturell und technisch überformten Natur – mit den damit verbundenen Auswirkungen auf die Biodiversität. Im Projekt GlanZEITreise bilden diese historischen, geografischen und biologische Aspekte den Kontext für die künstlerische Auseinandersetzung.

Das Material für die 6 Objektbilder oder Reliefs stammt von den Fundorten Glanschlucht Fürstenbrunn mit grobkantigem Marmorstücken und Kugelmühle mit bereits gerundeten Formen. Im Fürstenbrunner Moos erhalten die Steine durch das Moorwasser ihre braune Färbung, die sie durch Maxglan bis zum Lehener Wehr beibehalten. In der Lieferinger Au bringt organisches Material vom Uferbewuchs Erde dazu. Bis zum Einlauf in die Salzach bleibt der braune Ton erhalten.

In dieser Serie geht es um Zeit, Veränderung und um das Verhältnis  Mensch – Kräfte der Natur. Die Glan stellt für mich ein regionales Beispiel einer anthropogenen, vom Menschen kulturell und technisch überformten Natur dar. Sie  regt dazu an, in Zeiträumen zu denken, die viel länger sind als jene, in denen wir zu denken gewohnt sind.

Es geht auch um das Bewusstsein, dass die Welt, die wir bewohnen, „zunehmend unsere eigene Schöpfung ist“, um die Möglichkeit zu Reflexion. “ in der Menschen wieder darüber nachdenken, was es bedeutet, Mensch zu sein. (…) Auf dem Spiel steht eine neue Erzählung über unseren Platz in der Natur“. (Erle C. Ellis)

Die (Anthropozän-) Debatte um Bedingungen, Reichweite und Grenzen der menschlichen Handlungsmacht ist eine Querschnittsaufgabe für die Wissenschaften, für Kultur und Gesellschaft. Wir brauchen die Natur, aber die Natur braucht den Menschen nicht.

 

 

Vom Wildbach zum Moorbach zum regulierten Stadtbach zum Aubach

Unberührte Natur Steinbearbeitung Kugelmühle Moorlandschaft Regulierung technische Nutzung des Wassers repräsentieren verschiedene Zustände von Natur im Kreislauf  und Kultur in der Verwandlung. Ich sehe das auch in einem Kontext zu Loos Kolm Saigurn 1835  Koch Schmadribachfall 1822

Das Wort „Glan“ ist keltischen Ursprungs und bedeutet so viel wie „klares Wasser“

Die Glan ist ein Zusammenfluss dreier Quellbäche (Brunnbach, Kühlbach, Koppengraben-Bach) am Untersberg bei Fürstenbrunn. Das meiste Wasser kommt vom Brunnbach, der aus dem Fürstenbrunnen entspringt. Mit dem Almbach und dem Rosittenbach ist die Glan das hydrologisch bestimmende Gewässer im Süden der Stadt Salzburg bis an die Salzach, miteinander haben sie nach der Eiszeit ein weites Moorland geschaffen. Die Wassernutzung zeigt sich in Fürstenbrunn (Wasserschloss) und im Namen der alten Vorstadt Mülln (‚Mühle‘), die Gewinnung von Siedlungsraum etwa in Rott (‚Rodung‘) an der Mündung bei der Saalach.

1874/75 wurde die Glan gefasst, um Wasser für die Hochquellenleitung der Stadt Salzburg bereitzustellen. Planungen zur Regulierung wurden 1924 nach einer großen Überschwemmung begonnen. Im weiteren Lauf durch das Salzburger Becken bildet die Glan das Feuchtgebiet entlang der Moosstraße und das Leopoldskroner Moor. Danach wurde 1935–1943 zur Entwässerung des Leopoldskroner Mooses der stark mäandrierende Bachlauf im restlichen Stadtgebiet bis Fürstenbrunn vertieft und begradigt. Auch die Nebenbäche im Bereich der Walser Wiesen wurden 1951–1953 reguliert. Dabei verkürzte man die 40 Mäander um mehr als 3 km. Durch die Begradigung und Entfeuchtung wurden Landschaftsbild, Wasserhaushalt und Biodiversität der Moorlandschaft gravierend beeinflusst, um Ackerflächen und Bauland zu gewinnen. Ab 2008 versucht man an einigen Stellen mit Rückbaumaßnahmen den monotonen Verlauf zu unterbrechen. Die Glan fließt durch die Stadtteile Riedenburg und Maxglan. Für Maxglan und Liefering war die Glan bis herauf in das Zeitalter der Elektrizität ein enorm wichtiger Energielieferant. Die Rauchmühle am Gailenbach trat bereits im 14. Jahrhundert als Aestmühle in die Geschichte ein. Und an den einst zahlreichen Wehren, von denen heute noch zwei bestehen, wurden Bäche abgeleitet, deren Name immer noch den Zweck erläutert: Mühlbach.

Von 1933 bis Ende 1938 wurden die Arbeiten am Entlastungskanal der Glan  von Angehörigen des österreichischen Arbeitsdienstes begonnen und dann von Männern des RAD (Reichsarbeitsdienstes) weitergeführt. Mit Beginn der Kriegszeit wurde der Bau von Zwangsarbeitern (darunter Roma und Sinti) und Kriegsgefangenen fertig gestellt. Er bildet seither die Grenze zwischen Lehen und Liefering und mündet zwischen Traklsteg und Autobahnbrücke in die Salzach. Der Altlauf, vom Lieferinger Mühlbach begleitet, verläuft als Altglan durch Liefering und die Herrenau und mündet mit einem Höhenunterschied von 43 m, einer Länge von 13,7 km und einem Gefälle von 3,1 % etwa 800 m oberhalb der Saalachmündung in die Salzach.

 

GlanZEITreise ist eine Fortsetzung von PASSERgiata (Passer, 2019) das sich auf ein ganzes Flusstalvon 42 km Länge in Südtirol bezieht, und von  steinLAUFzeit (Rosittenbach, 2020/21), das auf einen Gebirgsbach vom Ursprung bis zum Fuß des Untersbergs eingegrenzt ist. Gemeinsam ist allen, dass sie mit Zeit, Veränderung und Kräften der Natur zu tun haben. GlanZEITreise geht noch einen Schritt weiter und bezieht historische, geografische und biologische Aspekte ein.

 

Lieferinger Kulturwanderweg, Salzburg 2006, S.165-168

https://de.wikipedia.org/wiki/Glanbach

Erle C. Ellis: Anthropozän Das Zeitalter des Menschen- eine Einführung.- München 2020

Karte: Werner Hölzl
Glan Maeander
Glanmäander vor der Regulierung

 

1Glanschlucht
1Glanschlucht
2 Fuerstenbrunn
3 Moor
3 Moor
4 Lehener Wehr
5 Lieferinger Au
6 Salzachmuendung